Flexible Arbeitszeiten (2024)

Wie hoch ist der Anteil der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer, die in flexiblen Ar­beits­zeit­mo­del­len ar­bei­ten?
Flexible Arbeitszeitmodelle zeichnen sich durch einen gewissen Ge­stal­tungs­spiel­raum der abhängig Beschäftigten in Bezug auf die von ihnen geforderte Ar­beits­zeit aus. Die Flexibilisierung der Arbeitszeit kann dabei zum Beispiel durch die Ein­füh­rung von glei­ten­dem Beginn und Ende der Arbeitszeit oder durch die Einrichtung von Ar­beits­zeit­konten ermöglicht werden.

Bei einer Gleitzeitregelung können die Beschäftigten den Beginn und das Ende ihrer Arbeitszeit frei bestimmen. Sie müssen dabei lediglich die fest­ge­leg­ten Kernzeiten und die vertraglich vereinbarte Arbeitszeit einhalten. Bei einem Arbeitszeitkonto muss die vereinbarte Stundenanzahl erreicht wer­den, ohne dass genaue Vorgaben über die täg­li­che Arbeitszeit vorgegeben sind. Telearbeit zeichnet sich dadurch aus, dass die Be­schäf­tig­ten ihre Arbeit zum Teil oder komplett von Zuhause oder un­ter­wegs aus erledigen können.

Flexible Arbeitszeiten bieten den Arbeitnehmern Möglichkeiten, ihr Pri­vat­le­ben bes­ser mit ihrem Beruf in Einklang zu bringen. So können zum Beispiel familiäre Ver­pflich­tun­gen besser wahrgenommen und die Freizeit effektiver genutzt werden. Aber auch für den Arbeitgeber können sich Vorteile aus der flexibilisierten Ar­beits­zeit ergeben: sie sorgt womöglich für eine erhöhte Motivation und Betriebsbindung der Beschäftigten. Beide Aspekte können sich wiederum positiv auf die Leis­tungs­fä­hig­keit auswirken.

2017: 38,8% haben starken Einfluss auf Ar­beits­be­ginn und -ende

Die Daten der BAuA-Arbeitszeitbefragung ergänzen die unten stehenden In­for­ma­tio­nen aus der Arbeitskräfteerhebung aus dem Jahr 2010 mit ak­tu­el­len Er­geb­nis­sen. Die BAuA-Arbeitszeitbefragung weist ein umfangreiches Fragenprogramm zum Themenkomplex auf - hier wird nur auf den Einfluss auf Arbeitsbeginn und -ende eingegangen.

Insgesamt haben 38,8% der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einen starken Ein­fluss auf den Beginn und das Ende der Arbeitszeit. Frauen kön­nen mit einem An­teil von 37,4% die Lage der Arbeitszeit weniger stark beeinflussen als Männer (39,9%).

Auch hinsichtlich der Beschäftigungsform gibt es Unterschiede: von den Arbeitern und Arbeiterinnen, die am häufigsten noch in den produzierenden Gewerben zu finden sind, geben 19,4 % an einen starken Einfluss auf Beginn und Ende der Ar­beits­zeit zu haben. Bei Beamten ist der Anteil mit 36,7% beinahe doppelt so hoch. Am höchsten ist er für Angestellte (43,6%).

Führungskräfte haben mit 70,3% höchsten Anteil an Arbeitszeit-Flexibilität

Führungskräfte haben mit 70,3% den stärksten Einfluss auf Beginn und Ende ihrer Ar­beits­zeiten. Auch bei den Wissenschaftlern, Bürokräften und kaufmännische An­ge­stell­ten haben über 50% der Beschäftigten einen sehr starken Einfluss auf die Arbeitszeiten. In Dienstleistungsberufen (21,4%) und im Handwerk (21,7%) ist die Flexibilität deutlich geringer, da die Be­rufs­grup­pen kundenorientiert eingesetzt werden. Bei den Anlagen- und Maschinenbedienern sowie Montierern haben nur 13,1% starken Einfluss auf Be­ginn und Ende der Arbeitszeit.

Arbeitnehmer mit starkem Einfluss auf Arbeitsbeginn und -ende nach Berufen1
im Jahr 2017 in%
Berufsklassifikation%
1: Auf Basis der Internationalen Berufsklassifikation (ISCO).
/ = Keine Angaben, da Zahlenwert nicht sicher genug.
Quelle: Ergebnis der BAuA-Arbeitszeitbefragung
Führungskräfte70,3
Wissenschaftler51,9
Techniker und gleichrangige nichttechnische Berufe 46,7
Bürokräfte, kaufmännische Angestellte51,2
Dienstleistungsberufe, Verkäufer in Geschäften und auf Märkten21,4
Fachkräfte in der Landwirtschaft und Fischerei/
Handwerks- und verwandte Berufe21,7
Anlagen- und Maschinenbediener sowie Montierer13,1
Hilfsarbeitskräfte28,7
Soldaten/

2010: 38% der Beschäftigten arbeiteten in flexib­len Arbeitszeitmodellen

2010 hatten 37,8% aller Beschäftigten von 15 bis 64 Jahren flexible Ar­beits­zeit­re­ge­lun­gen. Rund ein Viertel der Beschäftigten konnte Arbeitszeitkonten nutzen, 10,7% können über Gleitzeit Beginn und Ende ihrer täglichen Arbeit an ihre pri­va­ten Belange anpassen. Dagegen hatten 60,4% der Ar­beit­neh­me­rin­nen und Ar­beit­neh­mer starre Ar­beits­zeit­re­ge­lun­gen mit festem Ar­beits­be­ginn und -ende.

Der Anteil von Beschäftigten mit flexiblen Arbeitszeiten unterschied sich zwischen den Geschlechtern nur wenig: Er betrug bei den Männern 38,6% und lag damit geringfügig höher als bei den Frauen (36,9%).

Arbeitnehmer in flexiblen Arbeitszeitmodellen nach Wirtschaftsbereichen
im Jahr 2010 in%
Wirtschaftsbereiche%
Quelle: Ergebnis der Arbeitskräfteerhebung.
Land- und Forstwirtschaft, Fischerei39,8
Produzierendes Gewerbe (ohne Baugewerbe)25,9
Baugewerbe38,2
Dienstleistungsbereich insgesamt28,2
Handel, Verkehr und Gastgewerbe62,9
Information und Kommunikation70,9
Finanz- und Versicherungsdienstleister58,1

Flexible Arbeitszeiten im Kommunikations- und In­for­mationsbereich am häufigsten

Mit 70,9% war der Anteil der Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mit fle­xib­len Ar­beits­zeit­mo­del­len 2010 im Bereich Kommunikation und In­for­ma­tion am größten. Auch im Handel, Verkehr und Gastgewerbe (62,9%) sowie bei den Finanz- und Ver­si­che­rungs­dienst­leis­tern (58,1%) arbeiteten mehr als die Hälfte der Beschäftigten in solchen Mo­del­len.

Überwiegend starren Arbeitszeiten waren dagegen erwartungsgemäß die Er­werbs­tä­ti­gen im produzierenden Gewerbe ausgesetzt. Von ihnen hatten nur 25,9% flexible Ar­beits­zei­ten. Im Dienstleistungsbereich betrug der Anteil 28,2%.

Informationen zum Indikator

Beschreibung/Definition
Anteil der Arbeitnehmer (15 - 64 Jahre) mit mehr als 10 Wochenstunden, die sehr viel Einfluss auf den Beginn und das Ende Ihrer Arbeitszeit haben, an allen Ar­beit­neh­mern (15 - 64 Jahre) mit mehr als 10 Wochenstunden.

Quelle
BAuA-Arbeitszeitbefragung 2017 (Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Ar­beits­me­di­zin)

Beschreibung/Definition
Anteil der Arbeitnehmer (15 - 64 Jahre) in flexiblen Arbeitszeitmodellen an allen Ar­beit­neh­mern (15 - 64 Jahre).

"Flexible Arbeitszeit" liegt vor, wenn folgende Arbeitszeitgestaltung möglich ist:
- Gleitzeit/Arbeitszeitkonten,
- festgelegte Arbeitsstundenzahl, aber flexible Verteilung der Stunden über den Tag hinweg,
- freie Gestaltung der Arbeitszeit.

Quelle
Arbeitskräfteerhebung (Ad hoc Modul 2010)

Hinweise zur Interpretation
Die Arbeitskräfteerhebung wurde in den vergangenen Jahren hinsichtlich der Er­fas­sung des Erwerbsstatus kontinuierlich methodisch verbessert. Dadurch sind Zeit­ver­glei­che teilweise eingeschränkt. Methodische Veränderungen mit Auswirkungen auf die Er­geb­nis­se wurden insbesondere in den Jahren 2005 und aktuell für die Jahre ab 2011 durch­ge­führt. Die Ergebnisse in diesen Jah­ren sind daher nur ein­ge­schränkt mit den Vorjahren vergleichbar.

Die aktuelle Veränderung berücksichtigt in der Hochrechnung die Be­völ­ke­rungs­eck­wer­te aus der Fortschreibung des mit Stichtag 9. Mai 2011 durch­ge­führ­ten Zensus und re­vi­diert die Ergebnisse ab dem Jahr 2010.

Weitere Informationen hierzu finden Sie im Bereich Methoden: Qua­li­täts­be­rich­te und Erläuterungen.

Flexible Arbeitszeiten (2024)

References

Top Articles
Latest Posts
Article information

Author: Nathanael Baumbach

Last Updated:

Views: 6011

Rating: 4.4 / 5 (55 voted)

Reviews: 86% of readers found this page helpful

Author information

Name: Nathanael Baumbach

Birthday: 1998-12-02

Address: Apt. 829 751 Glover View, West Orlando, IN 22436

Phone: +901025288581

Job: Internal IT Coordinator

Hobby: Gunsmithing, Motor sports, Flying, Skiing, Hooping, Lego building, Ice skating

Introduction: My name is Nathanael Baumbach, I am a fantastic, nice, victorious, brave, healthy, cute, glorious person who loves writing and wants to share my knowledge and understanding with you.